Interview mit Dr. Sebastian Deininger, Handelskammer beider Basel, Leiter Verkehr, Raumplanung, Energie und Umwelt
Aus welchen Überlegungen wurde die Alliance GloBâle gegründet? Man würde doch eigentlich denken, dass der EuroAirport die Möglichkeiten hat, sich für seine Interessen einzusetzen.
Selbstverständlich setzt sich der EuroAirport als Unternehmen selbst für seine Interessen ein. Diese Aufgabe können und wollen wir als Initiative auch gar nicht übernehmen. Wir sind eine Gruppe gleichgesinnter Organisationen und Personen, die gemeinsame Ziele für die Entwicklung des EuroAirports haben. Schliesslich ist der EuroAirport einer von drei Landesflughäfen der Schweiz und als regionale Schlüsselinfrastruktur unverzichtbar für den Standort Basel. Über 100'000 Tonnen Fracht und mehr als 9 Millionen Passagiere wurden im vergangenen Jahr über den EuroAirport abgewickelt. Der Flughafen hat damit sowohl für die Unternehmen, als auch für den Tourismus und den einzelnen Bewohner des Dreilands eine grosse Bedeutung. Diese unterschiedlichen Motivationen und Perspektiven spiegeln sich übrigens auch in der breiten Unterstützerschaft der Initiative wider.
Was wollen Sie mit der Initiative konkret erreichen?
Uns geht es darum, eine konstruktive, öffentliche Auseinandersetzung mit dem EuroAirport zu fördern. In den vergangenen Jahren wurde viel über die negativen Effekte des EuroAirport, wie die Lärmemissionen gesprochen. Auch während der Klima- und CO2-Diskussion stand der EuroAirport, wie die Luftfahrt insgesamt, im Fokus. Diese Anliegen haben sicher teilweise ihre Berechtigung, sie sollten aber nicht unabhängig vom grossen Nutzen des Flughafens für uns alle und die Region diskutiert werden. Das wollen wir ändern. Alle Initianten bekennen sich im Rahmen einer Charta zu vier wesentlichen Punkten: Der EuroAirport soll weiterhin als binationaler Flughafen weiterentwickelt werden. Wir setzen uns für seine Weiterentwicklung mit kontinentalen und interkontinentalen Verbindungen ein. Hierfür braucht der EuroAirport nachfragegerechte Infrastrukturen, namentlich eine Bahnanbindung. Ausserdem sehen wir ein nachhaltiges und marktorientiertes Betriebskonzept als Grundstein für den weiteren Erfolg des Flughafens an.
Inwieweit verfolgt die Initiative denn auch nachhaltige Ziele, wie die Reduktion der CO2 Emissionen und des Fluglärms?
Klar ist für uns, dass der EuroAirport nur im Konsens und mit einem gemeinsamen Gestaltungswillen langfristig erfolgreich sein kann. Die Themen Reduktion von Fluglärm und CO2-Emissionen gehören für uns zu einem nachhaltigen Betriebskonzept. Zentral ist aber, dass wir diese Ziele nicht gegen andere ausspielen. Nachhaltigkeit hat neben der ökologischen auch eine wirtschaftliche und soziale Dimension. Der EuroAirport braucht als dritter Landesflughafen eine Perspektive, die alle drei Dimensionen berücksichtigt. Wir setzen daher auf technologischen Fortschritt, statt auf eine Deckelung von Flugbewegungen oder andere Einschränkungen des Betriebs. Der EuroAirport soll bei der Findung und Umsetzung der Massnahmen möglichst grossen unternehmerischen Gestaltungsfreiraum haben. Schliesslich hat er im Bereich Nachhaltigkeit bereits viel erreicht. Diese Erfolge und Anstrengungen öffentlich bekannter zu machen ist auch ein Ziel von Alliance GloBâle.
Welchen Einfluss hat die aktuelle Pandemie auf die Alliance GloBâle?
Insbesondere im Bereich des Passagierverkehrs ist es zu starken Rückgängen gekommen. Der EuroAirport hat aber bereits ein Konzept erarbeitet, wie er den Betrieb wieder aufnehmen möchte. Wir werden den EuroAirport dabei in unterschiedlicher Weise unterstützen. Sicherlich hat uns aber die aktuelle Situation aufgezeigt, welche zentrale Rolle die Luftfracht in einer Pandemie hat. Ich denke dabei an die Versorgung mit kritischen Gütern. Ich hoffe, dass dies bei gewissen Akteuren als Augenöffner für die grosse Bedeutung des Flughafens dient.
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