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Matthias Suhr über die Investitionspläne des EuroAirports

Während der Pandemie hat der EuroAirport einige Investitionen sistiert. Nun nähert sich der Flughafen stetig dem Vor-Pandemie-Niveau. Im Gespräch erläutert Matthias Suhr, CEO des EuroAirports, welche Prioritäten der Flughafen bei den Investitionen verfolgt. Im Fokus stehen unter anderem Investitionen in die Sicherheit, die Servicequalität für Passagiere, die Stärkung des Flughafens als Logistikdrehscheibe sowie die Nachhaltigkeit des Flughafenbetriebes. Der EuroAirport verfolgt das Ziel, bis spätestens 2030 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Der wichtigste Ansatz zur Zielerreichung liegt laut Suhr in der Nutzung fossilfreier Energie. Schliesslich erläutert der Flughafendirektor auch das Projekt der «begrenzenden Lärmkurve» und wie es die langfristige Planungssicherheit am Flughafen fördern soll.


Matthias Suhr, CEO EuroAirport spricht über Ziele und Projekte am Flughaften. Bild: EuroAirport


Während der Pandemie wurden einige Investitionen sistiert. Der EuroAirport nähert sich nun wieder langsam dem Vor-Pandemie-Niveau. Welchen Einfluss hat diese Erholung auf Ihre Investitionspläne?

In den Jahren der Pandemie hatten wir uns auf die für die Sicherheit notwendigen Investitionen fokussiert. Bereits im letzten Jahr haben wir mit knapp 19 Millionen Euro wieder deutlich mehr investiert. Zu den wichtigsten Investitionen zählten dabei die mehrjährigen Instandsetzungsarbeiten der Rollwege und Vorfeldbereiche, die Fortsetzung der Renovierung des Ankunftsbereichs sowie die Dachsanierung des Expressfracht-Gebäudes.


Welche Investitionen haben Sie im laufenden Jahr getätigt?

Im laufenden Jahr liegt unser Investitionsbudget bei rund 30 Millionen Euro. Wir werden dieses Jahr vorwiegend in sicherheitsrelevante Einrichtungen sowie in die Verbesserung der Servicequalität investieren. Hierzu gehören umfangreiche Renovationen im Terminal wie zum Beispiel die Empfangsschalter des Airport Service Centers sowie der Bereich der Autovermietungen auf der französischen Seite.


Welche Schwerpunkte wollen Sie mittelfristig setzen?

Es ist unser vorrangiges Ziel, die Servicequalität für die Fluggäste zu verbessern. Hierfür werden wir in den nächsten drei Jahren (2024-2027) insgesamt 27 Millionen Euro investieren.


Der EuroAirport ist bekanntlich auch eine wichtige Logistikdrehscheibe. Welche Investitionen planen Sie, um die Rolle des Flughafens in diesem Punkt zu stärken?

Der Flughafen unterstützt die ansässigen Logistikpartner bei der Bereitstellung von Infrastruktur, die zur Stärkung des Flughafens als Frachtdrehscheibe führt. So wird der Flughafen in eine Hochleistungsinfrastruktur für kurzfristige Zwischenlagerung und Umladung von Waren, vorwiegend für Life Science-Produkte, investieren, die eine konstante Temperatur zwischen 2 und 8 Grad erfordern.


Mit den zunehmenden Flugbewegungen gerät auch das Thema Lärm wieder mehr in den Fokus. Wo stehen Sie mit dem Projekt der «begrenzenden Lärmkurve»?

Mit «begrenzenden Lärmkurven» soll ein Instrument geschaffen werden, welches langfristig die maximal zulässige Lärmmenge um den Flughafen definiert. Damit soll den betroffenen Anwohnenden, den Airlines sowie dem Flughafen eine langfristige planerische Sicherheit geschaffen werden. Dieses innovative Instrument wird beispielsweise beim Flughafen Genf angewendet. Da der EuroAirport auf französischem Boden liegt, sind nicht nur die schweizerischen, sondern auch die französischen Vorschriften zu beachten. Derzeit fehlt es aber an einer ausreichenden gesetzlichen Grundlage in Frankreich.

Bis eine solche Rechtsgrundlage geschaffen ist, wird der EuroAirport in Zusammenarbeit mit den schweizerischen und französischen Aufsichtsbehörden in einem ersten Schritt ein Messinstrument entwickeln. Dieses dient wiederum als Grundlage für eine Testphase in den Jahren 2024 und 2025, um anschliessend eine maximal zulässige Lärmmenge zu definieren. Dieses Vorgehen ist im Übrigen auch im neuen französischen Lärmvorsorgeplan 2024 bis 2028 des Flughafens vorgesehen.

Für die CO2-Emissionen, die der Flughafen selbst verantwortet, hat sich der EuroAirport das freiwillige Ziel von «Netto-Null-Emissionen» für spätestens 2030 gesetzt. Wo steht der Flughafen diesbezüglich?

Um dieses anspruchsvolle Ziel zu erreichen, setzen wir unter anderem auf grünen Strom, investieren in die energetische Optimierung unserer Infrastruktur sowie in fossilfrei betriebene Fahrzeuge.

Unser wichtigster Ansatz zur Erreichung von Netto-Null-Emissionen ist die Nutzung von fossilfreier Energie. Hier haben wir einen ersten wichtigen Schritt unternommen: seit September 2022 ist der Flughafen an das Fernwärmenetz der Stadt Saint-Louis angeschlossen. Durch diese Anbindung an ein mit erneuerbarer Energie gespeistes Fernwärmenetz konnten wir die CO2-Emissionen deutlich reduzieren. Die Reduktion entspricht den CO2-Emissionen von rund 3000 Wohnungen; der Anteil erneuerbarer Energien an der Wärmeversorgung des Flughafens beträgt nun rund 30%. Ab 2025, nach Inbetriebnahme der neuen Biomasse-Heizzentrale auf dem Flughafengelände, steigt der Anteil erneuerbarer Energien an der Wärmeversorgung des Flughafens auf rund 90%.


Sind seitens EuroAirport Investitionen geplant, um den Flughafen an das künftige regionale Wasserstoff-Ökosystem anzuschliessen?

Der Flughafen steht allen fossilfreien Technologien offen gegenüber, das gilt auch für Wasserstoff. Zudem engagiert sich der Flughafen bei diversen grenzüberschreitenden Initiativen zur Förderung von Wasserstoff.


Wie sieht die Zusammenarbeit des EuroAirports mit Airlines und anderen Playern aus, um das Reisen für die Passagiere nahtloser und bequemer zu gestalten?

Der EuroAirport arbeitet eng mit den Partnern der gesamten Flughafenplattform zusammen. Ab Ende Jahr steht beispielsweise die Infrastruktur für ein automatisches Gepäckabgabesystem bereit. Sofern eine Airline das Angebot in ihren Services einbindet, können Fluggäste ab nächstem Jahr von der Möglichkeit dieses Self Services profitieren. Zudem bauen wir die Applikation für das Nachverfolgen von Gepäckstücken aus. Fluggäste können somit zukünftig nicht nur beim Abflug ihr Gepäck digital verfolgen, sondern auch bei der Ankunft.


Gibt es Pläne zur Erweiterung der Flugziele und Airlines, die den EuroAirport anfliegen, um die Konnektivität der Region zu erhöhen?

Der Flughafen will den Fluggästen ein attraktives Destinationsportfolio anbieten. Mit ca. 100 Destinationen verfügen wir bereits heute über ein umfassendes Netz. Dennoch besteht noch Potenzial für eine Ergänzung von wichtigen Metropolregionen. Dabei denke ich unter anderem an Städte in Nordeuropa.

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