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Fliegen wir bald mit einem elektrischen Flugzeug in die Ferien?

Die Flugbranche arbeitet intensiv daran, Wege zu finden, um den CO2-Ausstoss beim Fliegen zu reduzieren. Einerseits wird in sogenannte nachhaltige Flugtreibstoffe investiert. Andererseits ist die Luftfahrt daran, den Antrieb von Flugzeugen mit Wasserstoff und Elektrizität voranzubringen. Interessanterweise ist gerade die Schweiz ein Hotspot in der Entwicklung von elektrischen Flugzeugen. Wir wollten von einzelnen Playern wissen, wo diese Technologie heute steht und wie sie in naher Zukunft zur Anwendung kommen könnte. Fazit der Gespräche ist, dass wir auf kurzen Strecken und in kleinen Fliegern künftig vermehrt elektrische Antriebssysteme sehen werden. Dagegen sind grosse technische Hürden zu meistern, damit wir einst mit einem elektrischen Flugzeug in die Ferien fliegen können.


Bildquelle: Dufour Aerospace


In den letzten 50 Jahren sind die weltweiten Emissionen aus dem Luftverkehr stark gestiegen. Dank der Erhöhung der Effizienz von Triebwerken konnte der CO2-Ausstoss von Flugzeugen deutlich reduziert werden. Gleichzeitig hat aber der weltweite Flugverkehr stark zugenommen, so dass die mit technologischen Entwicklungen erzielte CO2-Reduktion mehr als kompensiert wurde. Da stellt sich die Frage, welche Alternativen es gibt, um Fliegen weniger klimaschädlich zu machen. Einerseits investiert die Branche in nachhaltige Flugtreibstoffe (Sustainable Aviation Fuels, SAF). Andererseits ist die Luftfahrt daran, den Einsatz von Wasserstoff und Elektrizität für den Antrieb von Flugzeugen voranzubringen.



Kleinere elektrische Schul- und Reiseflugzeuge werden bald Realität sein


Interessanterweise ist die Schweiz ein Hotspot in der Entwicklung von elektrischen Flugzeugen. So gibt es verschiedene kleine Unternehmen wie H55, Dufour Aerospace, Smartflyer oder Teile der amerikanischen Elektra.aero, welche hierzulande in die Entwicklung elektrischer Flugzeuge investieren. Diese Unternehmen weisen darauf hin, dass die Hochschulen und generell auch die Schweizer Maschinenindustrie gute Rahmenbedingungen für solche Investitionen bieten. Auch die ETH Zürich engagiert sich in der elektrischen Luftfahrt. So bauen derzeit Bachelor-Studenten der ETH Zürich mit Unterstützung der Industrie ein Elektroflugzeug.


Wo steht die Technologie des elektrischen Fliegens heute und was sind die grössten Herausforderungen? Darüber sprachen wir mit Thomas Pfammatter, CEO des in Visp und Zürich ansässigen Unternehmens Dufour Aerospace, das sich auf das sogenannte Vertical Flying (senkrecht startende und landende Flugzeuge) spezialisiert hat. Laut den Ausführungen von Thomas Pfammatter kann die erste Phase der Pilotenausbildung bereits heute elektrisch gestaltet werden. «Kleinere, meist einmotorige Schul- und Reiseflugzeuge werden wohl sehr bald Einzug in den Alltag halten. Und auch erste Anwendungen für den Personentransport auf Kurzstrecken, senkrecht startend und landend, sind nur noch einige Jahre von der Realisierung entfernt,» erklärt Pfammatter. Auf die Frage, wann wir mit elektrischen Flugzeugen in die Ferien fliegen können, meint der Dufour Aerospace CEO: «Zahlreiche Flugzeughersteller arbeiten an Lösungen für den regionalen Flugverkehr. Das könnte die Rolle kleinerer Flugplätze im Vergleich mit den grossen internationalen Hubs durchaus aufwerten. Es könnte aber noch zehn bis fünfzehn Jahren dauern, bis dies Realität ist.» Dufour Aerospace fokussiere sich auf Anwendungen, die bereits heute etabliert seien, und versuche, diese effizienter zu machen. Pfammatter nennt den Transport kritischer Medikamente, medizinischer Proben oder von Patienten, die rasch vom einen Spital zum anderen Spital transportiert werden müssen. Auch regionale Distanzen, die für den Zug zu lang sind, könnten laut Pfammatter für den Einsatz elektrischer Flugzeuge interessant sein.



Für easyJet und Swiss hat das elektrische Fliegen derzeit keine Priorität


Laut der Medienstelle von easyJet arbeitet die Airline intensiv daran, die Dekarbonisierung der Luftfahrt voranzutreiben: «In den vergangenen Jahren hat sich die Entwicklung der emissionsfreien Technologie exponentiell beschleunigt. Wir arbeiten mit wichtigen Akteuren des Sektors zusammen, darunter Airbus, Rolls-Royce, GKN Aerospace, Cranfield Aerospace Solutions und Wright Electric, um diese Entwicklung zu beschleunigen. Gemeinsam mit Rolls-Royce leisten wir Pionierarbeit bei der Entwicklung von Wasserstoffverbrennungsmotoren, die in Zukunft ein Flugzeug der Grösse von easyJet antreiben können.» Aus Sicht von easyJet hat das elektrische Fliegen dabei aber derzeit keine Priorität: «Wir prüfen alle Optionen für CO2-neutrales Fliegen. Auf der Grundlage des heutigen technologischen Forschungsstandes bietet derzeit Wasserstoff für uns als Kurzstreckenfluggesellschaft das grösste Potenzial für die Dekarbonisierung. Wasserstoff liefert etwa dreimal so viel Energie pro Masseneinheit wie herkömmlicher Flugzeugtreibstoff und mehr als 100-mal so viel wie Lithium-Ionen-Batterien. Batterien verfügen nicht über eine ausreichende Energiedichte, um ein grosses Verkehrsflugzeug anzutreiben.»


Auch für SWISS liegt der Fokus derzeit nicht auf dem elektrischen Fliegen. Laut der Medienstelle der Lufthansa Tochter ist die Technologie noch nicht ausgereift genug: «Wir konzentrieren uns vielmehr auf nachhaltige Treibstoffe. Ihnen kommt bei der Dekarbonisierung des Luftverkehrs eine herausragende Rolle zu.» SWISS setzte sich daher im Verbund mit der Lufthansa Group schon seit Jahren für deren Entwicklung und Markteinführung ein. Unter anderem arbeite SWISS mit dem ETH Spin-Off Synhelion zusammen und werde in naher Zukunft zur weltweit ersten Fluggesellschaft, die Solarkerosin nutzen werde. Zudem betont SWISS, dass man mit modernen Flugzeugen, die 20 Prozent weniger CO2 gegenüber ihren Vorgängermodellen emittieren, bereits heute Emissionen effizient reduzieren kann.


Auch der EuroAiport als Betreibergesellschaft des Flughafens setzt sich für eine Reduktion des CO2-Ausstosses ein. Dazu kommentiert Matthias Suhr, CEO des EuroAirports: «Wir wollen als Flughafenbetreiber bis 2030 die CO2-Neutralität erreichen. Dies gelingt im Wesentlichen mit dem Ersatz von Gas durch Fernwärme und dem Kauf von CO2-neutralem Strom.» Bezüglich der Anstrengungen der Airlines für klimaschonendes Fliegen teilt Matthias Suhr die Einschätzungen von easyJet und der SWISS dass der breite Einsatz von Wasserstoff und Elektrizität erst langfristig ein Thema werden könnte, da beide Technologien noch in der Entwicklung stehen. «Ich denke dagegen, dass in der kurzen Frist nachhaltige Flugtreibstoffe stark an Bedeutung gewinnen werden,» so Suhr.



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